WAS MACHT EIN ORTHOPÄDIETECHNIK-MECHANIKER?

Gipsabdrücke erstellen, Modellkörper modellieren, heißen Kunststoff formen, Carbonschäfte gießen und fertige Prothesen an der Kundin oder dem Kunden anpassen: Max findet jeden Schritt seiner Arbeit spannend. Der 23-Jährige ist im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker. In seinem Ausbildungsbetrieb „HAAS – Das Sanitätshaus“ in Estenfeld bei Würzburg fühlt er sich rundum wohl. Klickt euch durch die Bildergalerie (oben) und lest Max‘ ganze Story (unten), um einen Einblick in Max‘ Arbeitsalltag zu bekommen! Auf den Fotos könnt Ihr übrigens auch einen YouTube-Star entdecken: Inscope21 aus Stuttgart hat Max einen Tag lang begleitet – und ein Video über seinen Job gedreht!
  • Azubi Max Raab in der Werkstatt.
    Max Raab hat gut lachen: Er ist im dritten Lehrjahr zum Orthopädietechnik-Mechaniker – und hat immer noch jeden Tag Spaß am „Zupacken“ in der Werkstatt.
  • Matthias sitzt auf einem Stuhl. Sein rechtes Bein ist amputiert. Neben ihm steht eine Bein-Prothese.
    Als Matthias 40 war, musste ihm sein rechtes Bein amputiert werden. Seitdem lebt der heute 53-Jährige mit der Bein-Prothese, die hier neben ihm steht. Und sagt: „Mit dem Ding hab‘ ich wieder sehr viel Lebensfreude!“
  • Azubi Max und sein amputierter Kollege Matthias zeigen den Gipsabdruck seines Oberschenkelstumpfes.
    Schritt 1 in der Prothesen-Herstellung: Der Gipsabdruck. Azubi Max und sein amputierter Kollege Matthias zeigen die Gipshülle von Matthias‘ echtem Oberschenkelstumpf.
  • Azubi Max und Ausbilder Jochen Bratek an einer Werkbank.
    Im 2. Schritt wird die Gipshülle mit Gips ausgefüllt: Es entsteht ein Modellkörper des Oberschenkels. Hier zeigen Max und Ausbilder Jochen Bratek Schritt 3: Das Modell wird festgespannt, um gleich mit biegsamem Kunststoff überzogen zu werden.
  • Azubi Max in der Werkstatt. Vor ihm ein Oberschenkelmodell aus Gips mit einem Überzug aus Plastik.
    Wenn man eine Kunststoffplatte auf 165 Grad erhitzt, wird sie biegsam: Hier hat Max eine Platte über den Modellkörper eines Oberschenkels gezogen. Wenn sie kalt und fest geworden ist, wird aus dieser Hülle der Prothesenschaft.
  • Raumaufnahme: Werkstatt mit dem Modellkörper eines Unterschenkels mit Fuß.
    Wird der Modellkörper eines Unterschenkels samt Fuß mit biegsamem Kunststoff überzogen, um einen passenden Schaft herzustellen, sieht das so aus. Die Prozedur nennt man übrigens „Tiefziehen“.
  • Azubi Max und YouTuber Inscope21 stehen an einer Schneidemaschine.
    Azubi Max zeigt dem neugierigen YouTuber Inscope21 wie man den
    frisch gegossenen Kunststoff-Schaft von einem Oberschenkelmodell abschneidet.
  • Detailbild: Tür mit Aufschrift „Schleif- und Sägeraum“ sowie mit Warnhinweis „Gehörschutz benutzen“
    Max erzählt: „Ich sitze in meiner Ausbildung nie im Büro, bin jeden Tag in der Werkstatt. Lärm- und Augenschutz gehören bei manchen Arbeitsschritten dazu.“
  • Detailaufnahme: Gipsabdruckhüllen von drei Füßen auf einer Werkbank
    „Ich finde es total spannend, dass ich bei der Ausbildung so viele verschiedene Materialien bearbeite“, erzählt Max. “Von Gips bis Carbon“.
  • Alternativtext	Detailaufnahme: Gipsabdruckhüllen von drei Füßen auf einer Werkbank 	Detailaufnahme: Glasvitrine mit drei historischen Beinprothesen
    Orthopädietechnik entwickelt sich ständig weiter. Diese Modelle aus den 1950 und 1970er Jahren waren noch rein mechanisch. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte aller Prothesen elektrisch.
  • Matthias sitzt auf einer Kiste und streckt seine Beinprothese senkrecht in die Höhe.
    Matthias hat eine Beinprothese mit elektrisch betriebenem Kniegelenk. Sie hat also einen Akku. Wenn er die Prothese in die Höhe streckt, gibt der Akku per Piepsen seinen Ladestand an.
  • Alternativtext	Matthias sitzt auf einer Kiste und streckt seine Beinprothese senkrecht in die Höhe. 	Max, Matthias und YouTuber Inscope21 lachen in die Kamera.
    Nach dem Schnuppertag findet auch YouTuber Inscope21 alles ziemlich cool: Die Ausbildung, den geschickten Azubi Max und den Prothesenträger Matthias, der mit seiner positiven Einstellung andere Patienten motiviert.

 

MIT GESPÜR UND KÖPFCHEN

Die elektrische Säge kreischt, der Kunststoff knarzt – und dann müssen beide laut lachen. Azubi Max Raab hat heute einen besonderen Gast in seinem Ausbildungsbetrieb: Den YouTube-Star „Inscope21“ aus Stuttgart. Weil der hier ein Comedy-Video über die Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker dreht, zeigt Max ihm ein paar seiner Arbeitsschritte – und lässt ihn selbst Hand an die Werkzeuge legen. „Das sah so einfach aus bei dir, Kumpel! Und ich bin voll talentfrei abgerutscht!“, ruft Inscope21 anerkennend. Den frisch erstellten Kunststoffschaft vom Gipsmodell eines Oberschenkels aufsägen, das erfordert offenbar eher zwei rechte als zwei linke Hände. Und viel Übung.  

Handwerkliches Geschick brachte der 23-jährige Max schon mit, als er vor rund drei Jahren im Sanitätshaus Haas in Estenfeld bei Würzburg seine Ausbildung begann. „Seitdem sind meine Werkel-Fähigkeiten aber noch besser geworden“, lacht Max. „Ich will jetzt auch zu Hause ständig irgendwas reparieren!“   

VON GIPS BIS CARBON

Besonders spannend findet Max, dass man als Orthopädietechnik-Mechaniker lernt, ganz unterschiedliche Materialien zu bearbeiten. In den Arbeitsschritten bis zu einer fertigen Prothese oder Orthese kommen Gips, Leder, Kunststoff, Metall und Carbon zum Einsatz. Und die haben überraschende Eigenschaften. „Vor der Ausbildung habe ich nicht gewusst, dass Carbonfasern eigentlich weich sind wie normale Fäden“, erzählt Max. Sie werden erst hart, wenn man sie in Kunstharz tränkt und abkühlen lässt, erklärt er. „Was dieses ursprünglich so zarte Material dann für Kräfte aushält – etwa wenn ein Mensch seine Carbonprothese mit seinem ganzen Körpergewicht belastet – das ist schon beeindruckend.“ 

PROTHESE VS. ORTHESE: WAS IST DER UNTERSCHIED?

Wer zum ersten Mal in diese Welt hineinschnuppert, muss erstmal lernen: Eine Orthese UNTERSTÜTZT Arme oder Beine mit Fehlstellungen oder anderen Schwächen. Eine Prothese ERSETZT die Gliedmaßen, wenn sie amputiert werden mussten. 

Aber dann: Vom ersten Gipsabdruck über die Herstellung des Testschafts bis zur Feinanpassung mit dem Patienten – in ihrer Ausbildung dürfen Max und die anderen Azubis überall selbst an die Werkzeuge und Maschinen. Und jeder hat seine eigene Werkbank.

VOLLER EINSATZ FÜR DEN PATIENTEN

Was man neben handwerklichem Geschick sonst noch braucht, um ein guter Orthopädietechnik-Mechaniker zu werden? Da sind sich Max und sein Ausbilder Jochen Bratek einig: technisches Verständnis, Interesse an Medizin, Anatomie, Mathe, Physik – und vor allem an Menschen. 

„Man muss auch viel Einfühlungsvermögen mitbringen“, sagt Max. „Unsere Kunden sind ja Menschen mit Schicksalen. Sie haben Hände, Füße, Arme oder Beine verloren und suchen bei uns Hilfe, um im Alltag wieder eigenständiger und glücklicher zu werden. Dazu mit meiner Arbeit etwas beizutragen, sie wieder zum Lachen zu bringen – das motiviert mich jeden Tag.“ 

Wie er diese Früchte seiner Arbeit zum ersten Mal bei einer Gehprobe miterlebt hat, daran erinnert sich Max noch gut. „Dieser Mann konnte mit unserer neuen Prothese nach eineinhalb Jahren wieder erste Schritte machen– und wollte vor Freude gleich vor die Tür und losrennen. Das mitanzusehen, das war schon sehr bewegend.“

Und was denkt YouTuber Inscope21 über die Ausbildung?  

 

Was YouTube-Star „Inscope21“ bei seinem Besuch in Max‘ Werkstatt alles gelernt hat und wie er die Ausbildung findet – das erfahrt Ihr in seinem Video. Schaut doch gleich mal rein!

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