O‘zapft is! Ausbildung Brauerin oder Brauer und Mälzerin oder Mälzer
Carstens Foto-Story & Interview
Carstens Ausbildungsbetrieb ist die Braumanufaktur Hertl, ein kleiner Familienbetrieb in Schlüsselfeld im oberfränkischen Landkreis Bamberg. Carsten, 26, zwei weitere Azubis, Braumeister David, dessen Vater Bernd und Mutter Vroni schmeißen hier den Laden. Oder mit anderen Worten: zaubern spezielle Craft-Biere, die sich geschmacklich vom typischen Hellen oder Pils unterscheiden. Warum Carsten im Brauereihandwerk seine große Ausbildungsliebe gefunden hat, was seinen Azubi-Alltag ausmacht und was es mit der „Muttermilch“ auf sich hat – das erklärt er dir hier: erst in der folgenden Foto-Galerie und dann noch ausführlicher im Interview.
Viel Spaß beim Durchklicken, Lesen – und Staunen!
Unsere Fragen, Carstens Antworten!
Biere brauen: Was fasziniert dich an diesem Beruf?
Ich habe mich schon immer für die Lebensmittelbranche interessiert. Die hat definitiv Zukunft – was zu essen und zu trinken werden wir immer brauchen. Erstmal bin ich allerdings in die Fußstapfen meiner Familie getreten und hab Industriekaufmann gelernt. Das war aber einfach nicht mein Ding, diese endlose Büroarbeit. Ich wollte schon immer gerne einen Beruf, bei dem ich so eine Art „Baby“ habe, ein Ding, um das ich mich kümmere – und am Ende zahlen sich meine Mühen aus und ich habe etwas Tolles erschaffen. Auch selbst kreativ sein zu können, war mir wichtig. Persönliche Noten in die Arbeit reinzubringen. Und so bin ich auf das Brauhandwerk gestoßen. Für mich war diese Ausbildung die beste Entscheidung meines Lebens: Ich bin wieder mit einem Lächeln und Spaß bei der Arbeit und freue mich jeden Tag auf und über das, was ich da tue!
Echter Azubi-Alltag: Wie sieht der aus?
Das ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und da sollte man als Azubi auch seine Interessen und Wünsche äußern. Bei meiner kleinen Ausbildungsbrauerei ist das Tolle, dass ich nicht den ganzen Tag nur einen Arbeitsschritt aus dem Brauprozess mache, z. B. Maische ansetzen, sondern viel Abwechslung habe. Ich und die anderen zwei Azubis machen alles: von Umbauarbeiten am Hof über Tanks schrubben bis zum Flaschen abfüllen und ausliefern. Und wenn wir Bier brauen, sind wir auch dabei rundum beteiligt. Unser Meister David erklärt uns alle Schritte und hat ein wachendes Auge drauf, aber wir Azubis machen den Sud von A bis Z. So lerne ich auch am liebsten und kann das „große Ganze“ besser nachvollziehen. Wir sind nicht jeden Tag im Sudhaus, aber wenn, dann ist das eine richtig geile, spannende Zeit! In der Fotogalerie habe ich ja viele einzelne Schritte erklärt. Wie so ein Bier entsteht: Das ist Naturwissenschaft pur! Darüber lernen wir auch viel an der Berufsschule.
Brauen, klar. Aber was gehört sonst noch zu deinen Aufgaben?
Ach, das ist ne ganze Menge, jeder Tag ist anders: Bestellungen für den Postversand oder für Auslieferungen zusammenstellen. Bierkästen mit dem Transporter ausliefern – also Kunden beglücken und draußen rumfahren. Alles was anfällt, also auch mal Handwerksarbeit wie Fliesenverlegen und andere Reparaturarbeiten. Stapler fahren, dafür machen wir sogar einen speziellen Führerschein. Und ich darf auch ab und zu bei „beer tastings“ für Kunden und Messen mithelfen. Mir liegt das irgendwie, ich rede gerne mit Menschen und kann meine Begeisterung für unsere Produkte gut rüberbringen. Mit Verwaltung und Bürokram hab ich Gott sei Dank gar nichts zu tun.
Wie „sinn-lich“ ist dieser Beruf?
Riechen, sehen, schmecken – das gehört einfach dazu, um Fehler im Brauprozess zu erkennen, ein gutes Bier herzustellen. Wenn man beim Maischen etwas falsch gemacht hat, schmeckt und riecht der Sud z. B. leicht nach Blumenkohl oder Butter oder Schwefel. Ich bin auch ausgebildeter Biersommelier, also mein Gaumen und meine Nase sind noch nicht perfekt trainiert – aber schon ganz ordentlich.
Wie lange dauert es – mit allen Zwischenschritten – ein Bier zu brauen?
Ungefähr sechs Wochen. Ich nenne die Biere ja „meine Babys“. Also wir gehen etwa sechs Wochen schwanger.
Was ist dein Lieblingsbier?
Wir haben eine Eigenmarke, die hat den lustigen Namen „Muttermilch“. Ich hatte einen Riesenspaß, die zu brauen, weil man dabei ein bisschen andere Wege geht. Unsere „Muttermilch“ ist ein sogenanntes „New England India Pale Ale“, kurz NEIPA-Bier. Das hat eine besondere fruchtig-bitter-erfrischende Note. Total lecker!
Dein Fazit für alle, die sich für die Ausbildung Brauerin bzw. Brauer und Mälzerin bzw. Mälzer interessieren?
Abwechslungsreich, zupackend, naturwissenschaftlich-spannend, hat Zukunft – und macht Mega-Spaß! Wenn ich mit diesem Interview wenigstens einen oder eine für die Ausbildung und den Job begeistern kann: Mission erfüllt!