NACHGEFRAGT! Ausbildung zur Pflegefachkraft

Warum ausgerechnet Pflege? Aycan ist im 3. Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau. Die 22-Jährige arbeitet am Benedictus Krankenhaus in Tutzing in Oberbayern. Und gibt dir hier überzeugende Antworten!

UNSERE FRAGEN, Aycans ANTWORTEN!

Pflege als Traumberuf: Wie war dein Weg?

Ich war in der Schule lange total unentschlossen, was ich werden will. Weil ich so viele unterschiedliche Interessen hatte: Landwirtschaft, Betriebswirtschaft – und Kunst! Nach dem Realschulabschluss bin ich erstmal auf die Fachoberschule (FOS) gegangen, weil ich noch die Fachhochschulreife haben wollte. Und habe dann ein Pflichtpraktikum in einem Pflegeheim gemacht. Und da hab‘ ich plötzlich entdeckt: Dieser Beruf ist genau das Richtige für mich! Die Arbeit mit und für Menschen hat mir einfach wahnsinnig Spaß gemacht. Ich war selbst total überrascht, wie gut ich auch mit Älteren umgehen und reden konnte – und wie dankbar sie für meine Arbeit waren.

Was fasziniert DICH an der Pflege?

Es ist ein sehr menschlicher und ehrlicher Beruf. Die Dankbarkeit und das Lob der Patientinnen und Patienten geben mir viel zurück. Und zu sehen, wie Kranke und Verletzte Fortschritte machen und wieder gesund werden und dass ich etwas dazu beitragen kann – das ist toll! Eine Patientin z. B. war Künstlerin und hat mir mal als Dankeschön ein Bild gemalt. Das war richtig bewegend.

Wo kommt man als Azubi zum Einsatz?

Die neue generalistische Pflegeausbildung ist total abwechslungsreich. Ich habe alles mitbekommen: Altenpflegeheim und Krankenhaus und darin verschiedene Stationen. Zum Beispiel Pädiatrie (Kinderheilkunde), Gynäkologie (Frauenheilkunde), Reha und Psychiatrie. Man arbeitet also mit Menschen aller Altersklassen und in ganz unterschiedlichen Fachgebieten und Einrichtungen. Der Pflegeberuf ist auf jeden Fall viel mehr als nur „Altenheim“! 

Mal konkret: Was macht eine Pflegekraft im Alltag?

Wir kümmern uns um die Patientinnen und Patienten – „rundum“. Das heißt zum Beispiel: Wir sorgen dafür, dass sich niemand wund liegt und dass sich Wunden nicht entzünden. Wir helfen bei der Körperpflege, aber auch beim Aufstehen und Gehen und machen Bewegungsübungen. Wir verabreichen Spritzen, nehmen Blut ab, geben Medikamente und legen Infusionen – das ist der „Tropf“, über den Flüssigkeit oder Medikamentenlösungen ins Blut gelangen. Wir bringen Essen und Trinken. Wir beobachten und schätzen die sogenannten Vitalwerte ein, also Blutdruck, Puls, Temperatur usw. Aber auch Dokumentation gehört dazu, also Papierkram und Büroarbeit – und jeden Tag die Schichtübergabe an das Team.

Für wen ist das nix?

Ein Pflegeberuf passt nicht zu dir, wenn du kein Blut sehen kannst und dich auch vor anderen Körperflüssigkeiten eher ekelst bzw. dich nicht dran gewöhnen kannst. Denn ja, man hat in diesem Beruf auch mal mit Speichel, Erbrochenem, Urin und dem Stuhlgang anderer Menschen zu tun. Zu sehr introvertierten, wortkargen Menschen passt dieser Beruf auch nicht. Man braucht natürlich auch eine gewisse körperliche und psychische Belastbarkeit, muss auch mal Stress und Hektik aushalten. Und: Mit den Arbeitszeiten muss man klarkommen.

Pflege = Schichtdienst?

Genau. Der Arbeitsalltag in der Ausbildung und auch danach ist kein Nine-to-five-Job. Frühschicht: ca. von 6 bis 15 Uhr. Spätschicht: etwa von 13 bis 22 Uhr. Nachtschicht: etwa von 21 bis 6 Uhr früh. Die Wechsel sind normalerweise im Voraus geplant, können sich aber auch spontan mal ändern, wegen Notfällen oder wenn Kollegen oder Kolleginnen ausfallen. Und ab und zu muss man auch an Wochenenden oder Feiertagen ran. Dieser Arbeits- und Lebensrhythmus muss für dich okay sein! Er hat ja auch Vorteile, weil er Abwechslung reinbringt. Und mal vormittags in der Sonne zu liegen und abends zu arbeiten – das können andere nicht.

Deine Meinung: Warum brauchen wir Pflegekräfte?

Ich glaube: In Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen würde es ohne uns ganz schön traurig und still werden. Klar, Ärzte und Ärztinnen sorgen für die bestmögliche Behandlung – aber wir Pflegekräfte sind eine wichtige Unterstützung. Nicht nur medizinisch, sondern eben auch menschlich. Wir schaffen die Atmosphäre, sorgen dafür, dass sich die Patientinnen und Patienten gut aufgehoben fühlen. Wir sind da, wenn sie was brauchen. Vom Medikament über die Gehhilfe bis zum offenen Ohr. Das ganze Drumherum und das Wohlfühlen sind ja auch wichtig fürs Gesundwerden.

Vorurteil: Pflegekräfte bekommen zu wenig Anerkennung und zu wenig Geld. Gegenargumente?

Meine Einstellung ist: Nicht nur meckern – machen und was ändern! In der Pflegebranche gibt es sicherlich noch Verbesserungsbedarf. Aber wenn man als Fachkraft in dem Beruf arbeitet, kann man sich auch selbst direkter für seine Arbeitsbedingungen einsetzen. Ich bin z. B. schon seit Beginn meiner Ausbildung in einer Gewerkschaft. Mir ist es wichtig, mich für diesen Beruf zu engagieren. Weil ich ihn gerne noch lange machen will!

Und noch zum Schluss: Was ist neu an der generalistischen Pflegeausbildung?

Die gibt es seit dem 1. September 2020. Vorher musste man sich schon zu Beginn für eine Fachrichtung entscheiden. Jetzt werden Pflegefachkräfte umfassend für die Arbeit in allen Berufsfeldern ausgebildet: Kinderkrankenpflege, Altenpflege und Kranken- und Gesundheitspflege. Erst im dritten Lehrjahr spezialisiert man sich, wenn man das will. Nach meinem Abschluss an der FOS hat mich eine Infoveranstaltung von diesem neuen, breit gefächerten Weg überzeugt. Und weil 2018 ein Testlauf startete, hab‘ ich die generalistische Pflegeausbildung schon damals beginnen können. Ich werde also im Herbst 2021 schon fertig sein. Wo ich dann hin will? Am liebsten in die Kinder-Reha.

Neugierig? Weiterlesen!

Mehr Infos und Fakten über die neue generalistische Pflegeausbildung findest du hier!

Zum Blog-Beitrag „Generalistische Pflegeausbildung: mehr Zeit dich zu entscheiden“

Zweite Meinung: Azubine Pascale hat zusammengefasst, warum eine Ausbildung zur Pflegefachkraft genau ihr Ding ist! Und vielleicht auch deins?

Zum Blog-Beitrag „5 gute Gründe für die Ausbildung zur Pflegefachkraft“

Einbahnstraße? Denkste! Hier kannst du nachlesen, wie viele berufliche Wege dir nach einer Pflegeausbildung offenstehen!

Zum Blog-Beitrag: Mega! Job-Perspektiven in der Pflege  

Wirklich was für mich? Mach den Selbsttest, ob ein Beruf in der Pflege zu dir passt!  

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