Back to nature! Azubi Landwirtin bzw. Landwirt

„Man lernt nie aus!“ So viel sei vorab verraten: Die große Abwechslung und spannende Fächer-Mischung aus Tieren, Pflanzen, Naturwissenschaft, Technik und Betriebswirtschaft begeistern Thomas an seiner Landwirt-Ausbildung am meisten. Mehr aus seinem Azubi-Alltag auf einem Biomilchhof erzählt er hier!

Thomas‘ Foto-Story & Interview

  • Drei Kühe strecken in einem Stall ihre Köpfe durch ein Metallgatter. Davor liegt Heu im Trog.
    Von stur bis gemütlich: Jede Kuh ist anders. Das Verhalten von Tieren zu verstehen und respektvoll mit ihnen umzugehen – das ist einer von vielen Lernbereichen in der Ausbildung zur Landwirtin bzw. zum Landwirt.
  • Ein junger Mann steht in einem Stall und hebt mit einer Heugabel Heu in den Futtertrog mehrerer Kühe.
    Jeden Morgen um ca. 8 Uhr ist Fütterungszeit. Zuvor muss Thomas die Futterqualität prüfen. Auf dem Biomilchhof Berl wird nur selbst angebautes Gras verfüttert, keine Silage (in einem Silo gegärtes Trockenfutter). „Ich schaue auch jeden Morgen, ob‘s den Tieren gut geht“, erklärt Thomas. „Bei Kühen erkennt man das z. B. daran, dass sie viel und entspannt wiederkäuen.“
  • Ein junger Mann gießt eine Flüssigkeit aus einer blauen Kanne in den Trog eines Schweinestalls.
    Thomas‘ Ausbildungshof Berl betreibt eine Bio-Heumilch-Molkerei. Bei der Herstellung von Käse, Joghurt und Butter entstehen Nebenprodukte wie Molke und Magermilch. Diese werden nicht weggeschüttet, sondern an Schweine verfüttert. Denn die finden die Reste ziemlich lecker!
  • Ein junger Mann steht in einer Scheune voller Heuballen.
    Auch Futterlagerung und -qualität sind ein wichtiges Thema in der Landwirtschaft. Heu z. B. darf keine Feuchtigkeit aus dem Scheunenboden ziehen, damit es nicht schimmelt. Zudem lernt Thomas, welches Futter für welche Tiere am besten ist. „Das ideale Heu für unsere Milchkühle hat einen hohen Anteil an Klee, Luzernen und Kräutern“, erzählt der Azubi.
  • Ein junger Mann sitzt am Steuer eines orangefarbenen Traktors und lenkt die Greifschaufel auf einen großen Heuballen.
    Wer eine Ausbildung zur Landwirtin bzw. zum Landwirt macht, lernt auch den Umgang mit großen Maschinen, z. B. das Traktorfahren und -bedienen, vom Ackerpflügen bis Heuballenstapeln. Thomas findet: „Jeder Bulldog ist ein bisschen anders – und jeder macht Spaß!“
  • Zwei Männer prüfen die Einzelteile eines Fahrzeuggetriebes.
    Als Landwirtin bzw. Landwirt sind auch Technikverständnis, handwerkliches Geschick und ein Händchen für Problemlösungen gefragt. „Wir müssen Traktoren und andere Maschinen selbst pflegen und warten“, erzählt Thomas. „Trotzdem geht immer mal was kaputt. Besonders in der Erntezeit muss das Reparieren dann schnell gehen. Das heißt: nach dem Do-it-yourself-Prinzip selbst Ursache und Lösung finden.“
  • Ein junger Mann mit Schutzhelm und Warnweste fällt mit einer Motorsäge einen Baum. Er steht dabei im Schnee.
    Landwirtschaft-Azubis arbeiten aber nicht nur auf Höfen, Feldern, Äckern und Wiesen – sondern auch im Wald. Thomas erzählt: „Wir schützen z. B. neu gepflanzte Jungbäume vor Rehbiss oder fällen erkrankte Altbäume, die von Borkenkäfern befallen sind – wie hier auf dem Bild.“
  • Zwei Männer stehen vor Regalen mit vielen Käselaiben. Auf einem Rollwagen behandeln sie zwei davon mit Bürsten.
    Beim Biomilchhof Berl wird ein Teil der Kuhmilch direkt weiterverarbeitet. Hier kümmern sich Thomas und ein Kollege um die „Käsepflege“. Thomas erklärt: „Die Laibe werden täglich geschmiert, mit einer Mischung aus Wasser, Salz und ausgewählten Schimmelspuren. So trocknet der Käse nicht aus und die sogenannte Rotschmierrinde kann sich gut entwickeln ¬– ohne Risse, ohne Fremdschimmel und mit leckerem Geschmack!“
  • Ein junger Mann steht hinter einer Verkaufstheke mit Käse- und Fleischprodukten und reicht einem Kunden ein Stück Käse.
    Ob Käse, Butter, Fleisch oder Wurst: Auch Vermarktung und Verkauf der selbst hergestellten Produkte gehören zum Job einer Landwirtin bzw. eines Landwirts. „Letztendlich ist man Unternehmer und muss seine Arbeitsergebnisse profitabel auf den Markt bringen“, betont Thomas. „Deshalb sollte man nicht nur Finanzen verwalten können, sondern auch Kundschaft gewinnen können: also das Besondere an den eigenen Erzeugnissen erklären und Werbung dafür machen.“
  • Ein junger Mann spritzt Schmierfett in das Lager des Schwaders einer Heuerntemaschine.
    Was Thomas ganz persönlich an seiner Ausbildung zum Landwirt begeistert? „Die Vielseitigkeit und Abwechslung zwischen Technik, Betriebswirtschaft, Naturwissenschaft, Pflanzen und Tieren – jeder Tag ist anders!“, bringt es der 18-Jährige auf den Punkt. Hier macht er übrigens eine Heuerntemaschine fit für den Sommer: Er spritzt Schmierfett in das Lager des sogenannten Schwaders.

Unsere Fragen, Thomas‘ Antworten!

Du musst es wissen: Was sollte man für den Beruf Landwirt/in mitbringen?

Begeisterung für Tiere und Pflanzen, Interesse an Technik, Maschinen und Naturwissenschaften, sich bei jedem Wetter draußen wohl fühlen, körperliche Fitness, Teamplayer sein, unternehmerisches Denken, handwerkliches Geschick, logisches Denken, Problemlösefähigkeit und Stressresistenz (wenn z. B. mitten in der Erntezeit eine Maschine kaputt geht und man sich schnell mal selbst helfen muss). Und auch ein freundliches Auftreten, denn man muss seine Hofprodukte ja auch vermarkten und verkaufen. 

Was begeistert DICH an der Landwirtschaft?

Es wird nie langweilig! Man weiß nie genau, was am nächsten Tag passiert und zu tun ist, dieser Beruf ist einfach total vielseitig. Dazu gehören so viele Fachgebiete, in denen man ständig was dazu lernt: von Molkerei über Maschinenwartung bis Ackerbau, von Agrartechnik über Bodendüngung bis zu Einkauf und Vertrieb. Und egal welche Tier- oder Pflanzenarten: Jeder kann sich seine persönlichen Schwerpunkte suchen und sich darin verwirklichen. Auch nach dem Abschluss stehen mit Weiterbildungen oder einem ergänzenden Studium jede Menge Türen offen. Außerdem ist man viel an der frischen Luft und immer in Bewegung, den ganzen Tag vor einem Computer hocken, das wäre nichts für mich. Die ganze Mischung finde ich total spannend und sie passt gut zu meinen vielen Interessen und meiner Neugier. Ich sag immer: Als Landwirt lernst du nie aus!

Das echte Azubi-Leben: Was sind typische Aufgaben?

Das ist je nach Hof und Jahreszeit unterschiedlich. Wir fangen so gegen 6:30 Uhr an. Dann geht’s ans Kühemelken, Füttern, Stalleinstreuen. Danach beginnt die Arbeit auf den Feldern oder Wiesen. Bei uns werden Körnermais, Ackerbohnen, Weizen, Gerste und für den Heubetrieb Luzerne und Kleearten angebaut. Da bekommt man den gesamten Jahresablauf mit, von Aussaat und Anbau im Frühjahr über Ernte im Sommer und Bodenbewirtschaftung im Winter. Meistens weiß man aber nie, was am nächsten Tag genau auf einen zukommt, weil die Arbeit eben so vielseitig ist.  

Gehört zu Landwirtschaft auch Wald?

Ja, die meisten Höfe haben auch ein Stück Wald. Wir hegen und pflegen die Jungbäume und schneiden sie von Wildwuchs frei. Ältere Bäume müssen wir vor Schädlingen schützen – oder bei Borkenkäferbefall leider auch fällen und abtransportieren. 

Einzelgängertum oder Teamwork?

Zuerst lernt man natürlich viel und wird vom Chef eingewiesen. Dann kann man immer mehr Aufgaben auch allein übernehmen. Aber manches geht nur gemeinsam, auf einem Hof gibt’s natürlich auch sehr viel Teamarbeit. Hier gibt’s noch fünf weitere Angestellte, die Molkerei gehört ja auch noch dazu. Außerdem gehört man als Azubi bei einem Familienbetrieb quasi auch mit zur Familie: Wir essen zusammen Mittag und ich bin die ganze Zeit in ihren Alltag integriert.

Deine besondere Beziehung zu Kühen?

Von Bärbel bis Samson: Man kennt mit der Zeit die Persönlichkeiten, lernt ihre individuellen Reaktionen kennen, die Kälber und Kühe werden fast auch zu Familienmitgliedern. Andererseits: Als Landwirt hat man einen Wirtschaftsbetrieb, muss unternehmerisch denken, Tiere müssen auch verkauft oder geschlachtet werden. Also: So eng die Beziehung auch wird: Man muss sich auch wieder trennen können.

Wie viel Wirtschaft steckt in Landwirtschaft?

Nur Liebe zu Natur und Tieren reicht nicht für diesen Beruf. Man muss sich auch mit Zahlen beschäftigen können und wollen. Meistens geht’s in landwirtschaftlichen Betrieben um große Investitionen und Summen. Man ist Unternehmer oder Unternehmerin und hat viel Verantwortung – das muss einem klar sein. In der Ausbildung spielt Betriebswirtschaft deshalb natürlich auch eine wichtige Rolle. Und im Alltag sitzt man deshalb auch mal im Büro und am Computer.

Gehört auch Kreativität dazu?

Jede Landwirtin und jeder Landwirt hat eigene Ansätze und probiert auch mal neue Ideen aus: Wie kann ich die Bodenstruktur auf den Feldern verbessern? Wie mehr Humus aufbauen? Wie die Tiere noch besser füttern und halten? Welche neuen Marketingstrategien ausprobieren? In dem Beruf kann man schon auch kreativ werden und sich selbst verwirklichen.

Dein Rat an alle, die sich für die Ausbildung interessieren?

Einfach mal ein Praktikum bei einem Betrieb bzw. auf einem Hof in der Nähe machen. Auch wenn´s nur eine Woche ist: Dabei merkst du sofort, ob der Beruf dein Ding ist oder eher nicht.

 

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